Stuttgart, 28. April 2020 – Im Jahr 2018 haben Ärzte bundesweit bei mehr als 1,2 Millionen Kindern unter zehn Jahren eine Sehschwäche festgestellt, davon kamen laut Hochrechnung rund 174.000 aus Baden-Württemberg. Das geht aus einer kassenübergreifenden Auswertung der Barmer hervor. Bei den Fünf- bis Neunjährigen braucht fast jedes vierte Kind eine Brille, bei den Jüngeren sind es circa 13 Prozent. "Bei Kindern unter fünf Jahren dürfte die Dunkelziffer bei Sehschwächen aber höher liegen, weil Probleme mit den Augen oft unentdeckt bleiben. Daher ist es wichtig, die U-Untersuchungen beim Kinderarzt rechtzeitig wahrzunehmen", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer Baden-Württemberg. Zudem sollten Eltern auf Anzeichen für eine Fehlsichtigkeit achten.
Häufiges Blinzeln kann ein Hinweis auf eine Sehschwäche sein
Zwar kann das kindliche Gehirn Sehschwächen teilweise ausgleichen, allerdings geht dies dauerhaft zu Lasten der Gesundheit. "Sucht ein Kind selten Blickkontakt, blinzelt es häufig, hält es den Kopf schief oder ist es lichtscheu, dann kann das an einer Sehschwäche liegen", so Plötze. Kopfschmerzen, Probleme beim Basteln, etwa beim Ausschneiden, oder beim Ballfangen könnten auch mit einer eingeschränkten Sehkraft zusammenhängen.
Brillen als Kassenleistung
Allein die Barmer hat im Jahr 2018 für unter Zehnjährige etwa 46.700 Brillengläser und Kontaktlinsen bezahlt, davon 3.344 für Versicherte in Baden-Württemberg. Gesetzliche Kassen übernehmen bis zum 18. Geburtstag die Kosten für folgende Leistungen, wenn der Augenarzt eine Sehhilfe verordnet hat:
- Beratung,
- Bestimmung der Sehschärfe,
- Einarbeitung und Anpassung sowie Kontrolle der Brillengläser.
Für Sehhilfen gelten vereinbarte Festbeträge, die von der Sehstärke abhängen und die der Vertragsoptiker direkt mit der Krankenkasse abrechnet.
"App auf Rezept" bei Kindern: Augentraining für zu Hause
Stellt der Augenarzt eine funktionelle Sehschwäche (Amblyopie) fest, dann übernimmt die Barmer bei Vier- bis Zwölfjährigen die Kosten für die "App auf Rezept". Die internetbasierte Therapie bietet ein gezieltes Training, bei dem das schwache Auge spielerisch intensiv geschult wird.