Leutkirch (12.04.2016) Wie wollen wir alt werden, wo wollen wollen wir leben und wer soll uns in Zukunft pflegen? Um diese Fragen ging es heute bei der gemeinsamen Podiumsdiskussion von Barmer GEK Baden-Württemberg und der Stadt Leutkirch. Über 100 Gäste verfolgten im Bocksaal einen unterhaltsamen Austausch über ein ernstes Thema, an der auch der ehemalige Bremer Bürgermeister und Buchautor Henning Scherf teilnahm.
Alte Menschen wollen dahin, wo das Leben ist
Wer auch immer das Wort 'Ruhestand' erfunden hat, dieser Mensch sei ein Zyniker, sagt Dr. Henning Scherf. "Alte Menschen wollen nicht ruhig gestellt werden! Wir wollen mitten rein, dahin, wo das Leben ist!" Doch Wunsch und Realität klaffen bei vielen Senioren auseinander. Was auch daran liegt, dass das Altern verdrängt wird, so lange es geht. Für den ehemaligen Bremer Bürgermeister ist das der falsche Weg. Selber Jahrgang 1938, hatte er schon mit Mitte 40 beschlossen, mit Ehefrau und Freunden eine Wohngemeinschaft zu gründen. Dafür zogen sie vom Land in die Stadt und bauten ein Haus altengerecht um. "Keiner von uns möchte das Leben unter einem Dach missen", sagt Scherf. "Das gemeinsame Frühstück einmal die Woche, die gemeinsamen Reisen und das Wissen, das jemand Zuhause ist, wenn man mal Hilfe nötig haben sollte."
Isny bekommt Aufwind
Auch Petra Wolz hat mit 46 entschieden, wie sie mit ihrem Mann alt werden möchte, und sich dem Projekt Aufwind angeschlossen. Der Verein baut derzeit vier Doppelhäuser in Isny zu 18 altengerechte Wohnungen um. "Für mich sind selbstbestimmte Wohngemeinschaften definitiv eine Antwort auf die demografische Entwicklung." Die Stadt Leutkirch begegnet dem demografischen Wandel mit dem Wohnpark Ringweg. Mitten in Leutkirch entsteht ein Wohnviertel, das bewusst unterschiedliche Altersgruppen und Lebenssituationen einbezieht. Zum Wohnpark gehören Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen, ein Seniorendomizil mit Betreuungsangebot und ein Pflegeheim. "Das Motto ‚Gemeinsam geht es besser‘ gilt auch für das Zusammenleben der Generationen. Das Wissen und die Erfahrung der älteren Menschen sind ein kostbares Gut von dem wir alle profitieren können. Mir ist es ein großes Anliegen, unsere Senioren weiterhin mitten ins städtische Leben einzubinden. Mit vielen neuen barrierefreien Wohnungen und einem guten Betreuungs- und Versorgungsangebot mitten in der Stadt."
Mitten in Leutkirch entsteht ein neues Wohnviertel
Die Stadt Leutkirch begegnet dem demografischen Wandel mit dem Wohnpark Ringweg. Auf dem ehemaligen Gelände der schwäbischen Zeitung entsteht ein Wohnviertel, das bewusst unterschiedliche Altersgruppen und Lebenssituationen einbezieht. Zum Wohnpark gehören Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen, ein Seniorendomizil mit Betreuungsangebot und ein Pflegeheim. "Das Motto ‚Gemeinsam geht es besser‘ gilt auch für das Zusammenleben der Generationen", weiß der Oberbürgermeister von Leutkich, Hans-Jörg Henle. "Das Wissen und die Erfahrung der älteren Menschen sind ein kostbares Gut, von dem wir alle profitieren können. Mir ist es ein großes Anliegen, unsere Senioren weiterhin mitten ins städtische Leben einzubinden. Mit vielen neuen barrierefreien Wohnungen und einem guten Betreuungs- und Versorgungsangebot mitten in der Stadt.
Pflegebedürftigkeit entwickelt sich regional unterschiedlich
Gemeinsam mit der Stadt Leutkirch hatte die Barmer GEK zu der Diskussionsrunde eingeladen. Laut der Krankenkasse wird die Zahl der Pflegebedürftigen im Landkreis Ravensburg bis 2030 um 57 Prozent steigen. "Pflegebedürftigkeit entwickelt sich regional sehr unterschiedlich, die Zuwachsraten liegen zwischen rund 28 Prozent in Karlsruhe und fast 75 Prozent im Landkreis Emmendingen. Deshalb muss die zukünftige Pflegepolitik einen stärkeren lokalen Bezug haben, will sie die Probleme vor Ort adäquat berücksichtigen", so der Landegeschäftsführer der Barmer GEK Baden-Württemberg, Winfried Plötze. Er forderte zudem, pflegende Angehörige mehr in den Fokus der Diskussion zu rücken. Etwa 70 Prozent der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg werden Zuhause von ihnen nahestehenden Menschen betreut, doch deren Zahl wird absehbar sinken. Zudem seien Pflegende öfter krank. "Pflegende Angehörige sind die tragende Säule des Systems, die nicht wegbrechen darf". Henning Scherf plädiert für mehr Nachbarschaftshilfe und eine aktive Beteiligung der 60- bis 80-Jährigen. "Ich begegne so vielen Menschen, die sagen: Wir möchten mit anpacken, wir sind pensioniert und uns fällt Zuhause die Decke auf den Kopf! Dieses soziale Potenzial ungenutzt zu lassen, kann sich unsere Gesellschaft schlicht nicht erlauben."