Schwäbisch Gmünd, 31. Juli 2024 – Mit Resilienz ist die psychische Widerstandskraft gemeint. Resiliente Menschen sind flexibel, optimistisch und lösungsorientiert. Dadurch können sie sich besser anpassen und mit Veränderungen umgehen, ohne an diesen zu zerbrechen. Diese Fähigkeit können nicht nur Einzelpersonen haben. Auch eine Gesellschaft kann resilient sein. Und sie muss es auch sein.
"Der Klimawandel, Pandemien, die steigende Zahl an chronisch kranken Menschen, alles das sind Veränderungen, mit denen wir umgehen müssen. Deshalb muss unsere Gesellschaft widerstandsfähiger werden. Und das kann sie auch, indem jeder Einzelne mehr Verantwortung für sich selbst übernimmt", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg, beim Talk am Tisch in Schwäbisch Gmünd. Wer auf sich selbst achtgebe und Verantwortung für das eigene Handeln übernehme, entlaste die Gesellschaft und ermögliche es dieser, besser und schneller auf eine veränderte Situation zu reagieren.
Deutschlands erstes Resilienzzentrum steht in Schwäbisch Gmünd
Zum sechsten Mal hatten Plötze und der Landrat des Ostalbkreises, Dr. Joachim Bläse, zu der gesundheitspolitischen Diskussionsrunde Talk am Tisch nach Schwäbisch Gmünd eingeladen. Unter den Teilnehmern waren unter anderem die Landtagsabgeordneten Florian Wahl (SPD) und Jochen Haußmann (FDP). Das Landratsamt stellte in der Expertenrunde das Resilienzzentrum des Ostalbkreises vor. Es ist das erste, das in Deutschland gegründet wurde. Im Resilienzzentrum in Schwäbisch Gmünd kann jeder erfahren, wie man sich in bestimmten Situationen richtig verhält. Etwa in medizinischen Notfällen, bei Hochwasser oder während eines langen Stromausfalls. "Gefühlt jagt eine Krise die nächste. Wir versuchen, aus jeder zu lernen und gestärkt aus ihr hervorzugehen. Damit der Ostalbkreis ein sicherer Ort zum Leben und Arbeiten bleibt. Das funktioniert aber nur, wenn alle Bürgerinnen und Bürger mit im Boot sind. Deshalb informieren, bilden und vernetzen wir sie über unser Resilienzzentrum. Dadurch kann jede einzelne Person widerstandsfähiger werden und somit der ganze Ostalbkreis", erklärt Landrat Dr. Joachim Bläse das Ziel des Zentrums.
Alles zu wollen und nichts zu müssen, funktioniert nicht
Auch die Landespolitik appelliere immer wieder an die Bevölkerung, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. Etwa im Zusammenhang mit den überfüllten Notaufnahmen der Kliniken und den unnötigen Einsätzen des Rettungsdienstes. "Die Situation in der Notfallversorgung könnte sich entspannen, wenn die Menschen ambulant gut betreut würden. Und wenn sie gleichzeitig eine höhere Gesundheitskompetenz und mehr Verantwortungsbewusstsein hätten. Denn dann würden sie nicht aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit die 112 wählen oder die Notaufnahme aufsuchen", so Barmer-Landeschef Winfried Plötze. Das könnte die gesamte Rettungskette resilienter machen, weil die Kapazitäten bei einem echten Notfall zur Verfügung stünden und nicht unnötig gebunden würden. Laut Landrat Bläse sei es nicht einfach zu sagen, wo die institutionelle Verantwortung ende und wo die Eigenverantwortung beginne. Genau an dieser Schnittstelle wolle das Resilienzzentrum die Lücke füllen. "Wir zeigen den Bürgerinnen und Bürgern, dass wir uns um sie kümmern. Und gleichzeitig stärken wir deren Eigenverantwortung. Die Menschen müssen Vertrauen in die Politik haben. Aber sie müssen auch ihre Anspruchshaltung überdenken. Alles zu wollen und nicht zu müssen, das funktioniert nicht."
Über den Talk am Tisch
Der Talk am Tisch ist eine Veranstaltungsreihe, zu der die BARMER Landesvertretung Baden-Württemberg und das Landratsamt des Ostalbkreises regelmäßig einladen. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Gesundheitswesen und der Politik wird ein gesundheitspolitisches Thema mit regionalem Bezug beleuchtet.