Stuttgart, 28. August 2024 – Immer mehr Kinder und Jugendliche in Baden-Württemberg haben sprachliche Defizite. Sie haben Schwierigkeiten damit, Wörter und Sätze zu bilden und Gelesenes und Gehörtes zu verstehen. Das belegen die auf die Bevölkerung hochgerechneten Daten aus dem Barmer-Kinderatlas. Demnach wiesen im Jahr 2022 12,5 Prozent der Jungen und Mädchen im Alter bis 15 Jahre ärztlich dokumentierte Sprachdefizite auf, was rund 203.600 Kindern entspricht.
Jungen sind mit einem Anteil von 14,8 Prozent deutlich häufiger betroffen als Mädchen, deren Anteil bei zehn Prozent liegt. Im Vergleich zum Jahr 2012 ist die Rate der betroffenen Jungen um 24,4 Prozent und die der Mädchen um 21 Prozent gestiegen. Ärztinnen und Ärzte verordneten fünf von 100 Jungen und fast vier von 100 Mädchen in dieser Altersgruppe eine logopädische Behandlung. Im Durchschnitt erhielten diese Kinder pro Jahr 1,7 Verordnungen, wovon eine rund 890 Euro kostete. "Die Eltern spielen bei der sprachlichen Entwicklung ihrer Kinder eine entscheidende Rolle. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie Sprachvorbilder sind, dass sie aktiv unterstützen und viel mit ihren Kindern reden müssen. Und beim Sprechen ist es wichtig, dass die Eltern den Blickkontakt zu ihren Kindern halten und ihr Sprechtempo und Sprachniveau dem Alter der Kleinen anpassen", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg.
Sprachtherapie-Apps für Kinder: Unterstützung oder Widerspruch?
Sprachtherapie, auch bekannt als Logopädie, werde eingesetzt, um Sprach-und Sprechstörungen zu behandeln. Neben der logopädischen Therapie in der Praxis sei es wichtig, dass die Kinder auch zu Hause regelmäßig übten, um ihre Aussprache zu verbessern. Dabei könnten Sprachtherapie-Apps helfen. Denn sie ermöglichten es den Kindern, auf spielerische Weise logopädische Übungen am Tablet, Smartphone oder PC durchzuführen. "Eine Sprachtherapie-App kann und sollte die logopädische Behandlung in der Praxis nicht ersetzen. Wenn die Therapeuten aber Übungen zusammenstellen, mit denen zu Hause das Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben trainiert werden können, dann kann das eine sinnvolle Ergänzung sein", so Plötze. Eine von der Barmer geförderte App sei die Artikulations-App von Neolexon. Die Kasse beteilige sich einmalig mit bis zu 199 Euro an den Kosten, wenn eine entsprechende Empfehlung der Logopädin oder des Logopäden eingereicht werde.
Mehr zu Logopädie-Apps und der therapeutischen Unterstützung von Kindern mit Sprachstörungen unter www.barmer.de/a008408