Stuttgart, 30. Juli 2024 – Von 2018 bis zum Jahr 2022 sind die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in Baden-Württemberg für Heilmittel wie Physio- oder Ergotherapie um 45,5 Prozent gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Heilmittelreport der Barmer hervor. Doch das Geld kommt nicht bei den angestellten Therapeutinnen und Therapeuten in den Praxen an.
Denn laut den Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) haben sich deren Gehälter im selben Zeitraum nur um gut 20 Prozent erhöht. "Wenn die Krankenkassen immer mehr für die Heilmittelversorgung ihrer Versicherten bezahlen, die angestellten Therapeutinnen und Therapeuten aber nur unzureichend davon profitieren, dann läuft etwas falsch. Und auch mit Blick auf den Fachkräftemangel wird hier kein gutes Signal ausgesendet. Die Praxen sind voll und die Wartezeiten lang. Aber wenn der Löwenanteil des zusätzlichen Geldes bei den Praxisinhabern verbleibt, dann dürfte das niemanden motivieren, dort in einem Angestelltenverhältnis zu arbeiten", sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg, Winfried Plötze. Im Jahr 2022 hätten die angestellten Therapeutinnen und Therapeuten in den baden-württembergischen Praxen laut BA im Schnitt 2.837 Euro brutto monatlich verdient.
Therapeutinnen und Therapeuten in den Praxen verdienten monatlich 821 Euro weniger
Mit dem Gesetz zur Stärkung der Heil- und Hilfsmittelversorgung seien die Krankenkassen im Jahr 2017 dazu aufgefordert worden, die Vergütung im Heilmittelbereich deutlich zu erhöhen. Zudem würden die Kassen seit dem Jahr 2020 bundesweit einheitliche Preise bezahlen. Durch diese beiden Maßnahmen sollten die therapeutischen Berufe attraktiver gemacht und Nachwuchs gewonnen werden. Zudem sollte der Abstand zwischen dem Einkommen der angestellten Therapeutinnen und Therapeuten in den Kliniken und jenen in den niedergelassenen Praxen verringert werden. Denn mangels Tarifvertrag würden die Angestellten in den Praxen deutlich weniger verdienen. "Leider ist diese Rechnung des Gesetzgebers nicht aufgegangen. Das Einkommensdelta ist noch immer zu groß. In Baden-Württemberg verdienten die Therapeutinnen und Therapeuten in den Praxen im Jahr 2022 durchschnittlich 22,4 Prozent weniger als die Kolleginnen und Kollegen in den Kliniken", so Barmer-Landeschef Plötze. Laut BA seien das 821 Euro pro Monat, die sie weniger in der Tasche hätten. Hier seien die Praxisinhaber in der Pflicht, die Gehälter für die angestellten Therapeutinnen und Therapeuten anzugleichen. Die Mittel dafür stünden ihnen zur Verfügung.
Heilmittel in der GKV
Heilmittel im Sinne der GKV sind persönlich zu erbringende medizinische Leistungen. Zu diesen zählen die Physiotherapie, die podologische Therapie, Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie, Ergo- und Ernährungstherapie.