Stuttgart, 28. November 2024 – In Baden-Württemberg ist die Zahl der jungen Menschen, die unter einer Depression leiden, gestiegen. Das geht aus einer Auswertung des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor.
Demnach wurde im Jahr 2018 bei 41.520 Personen im Alter von fünf bis 24 Jahre eine Depression diagnostiziert. Im Jahr 2023 lag die Zahl der Betroffenen bei 48.600. Das ist ein Anstieg um 17 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Nachdem die Fallzahlen mit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 gesunken waren, aufgrund von Einschränkungen im Klinik- und Praxisbetrieb, gab es danach einen deutlichen Sprung. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der depressiv erkrankten jungen Menschen in Baden-Württemberg um 6.060 Fälle. "Psychische Erkrankungen beginnen oft im Jugendalter und können sich mit der Zeit verschlimmern, wenn sie nicht behandelt werden. Deshalb ist es wichtig, auf Warnsignale zu achten und zu reagieren, damit psychische Belastungen sich nicht zu einer dauerhaften Erkrankung entwickeln. Und damit dort, wo tatsächlich eine psychische Erkrankung vorliegt, früh reagiert werden kann", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg. Deshalb biete die Barmer gemeinsam mit der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention den kostenlosen Online-Kurs 'Mentale Erste Hilfe' an. "Bei einem Unfall wissen hoffentlich alle, was zu tun ist. Aber was ist, wenn die Seele Erste Hilfe braucht? In dieser Situation könnten sich viele überfordert fühlen. Sowohl die Betroffenen, als auch Familie und Freunde. Sie möchten wir mit unserem Online-Kurs unterstützen." In dem Kurs lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Beispiel, wie sie Belastungen von Erkrankungen unterscheiden und Betroffene einfühlsam ansprechen können. Aber auch wann, wo und wie professionelle Hilfe hinzugezogen werden sollte und wie sie ihre psychische Gesundheit stärken können.
Online-Kurs Mentale Erste Hilfe
Die Depression ist weiblich
Mädchen und junge Frauen leiden häufiger unter einer Depression. Laut bifg sind in Baden-Württemberg etwa zwei Drittel der Erkrankten weiblich. Bei den Mädchen und jungen Frauen ist die Fallzahl im Betrachtungszeitraum um 26,3 Prozent gestiegen. Bei den Jungen und jungen Männern liegt der Anstieg bei 1,8 Prozent. Geschlechtsübergreifend sind die meisten jungen Betroffenen zwischen 18 und 24 Jahre alt.
Geringster Anstieg in Baden-Württemberg
Die Zahl der jungen Menschen mit Depressionsdiagnose ist laut der BARMER-Analyse in allen Bundesländern gestiegen. Den größten Anstieg verzeichnet Sachsen-Anhalt mit einem Plus von 51 Prozent. Baden-Württemberg ist das Land mit der geringsten Steigerungsrate. Ein Grund zur Entwarnung sei das laut Barmer-Landeschef Plötze aber nicht. Denn die Diagnoserate würde auch hierzulande ständig steigen. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, diesem Trend entgegenzuwirken.
Für die Analyse wurden die Daten von BARMER-Versicherten im Alter von fünf bis 24 Jahre ausgewertet, die in den Jahren 2018 bis 2023 mindestens zweimal die gesicherte ambulante Diagnose 'depressive Episode' (F32) oder eine entsprechende stationäre Haupt- oder Nebendiagnose erhalten haben. Das Ergebnis wurde auf die Daten der Bevölkerung hochgerechnet.