Stuttgart 12. April 2023 – Die Corona-Pandemie hat die baden-württembergischen Pflegeheime besonders hart getroffen. Das geht aus dem Barmer-Pflegereport hervor. So waren im November 2020 10,3 Prozent der baden-württembergischen Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner mit dem Virus infiziert, aber nur 1,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Damit war die Infektionsrate unter den Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern acht Mal so hoch.
Zum selben Zeitpunkt waren rund sieben von 1.000 Pflegefachkräften, die in baden-württembergischen Heimen beschäftigt waren, mit der Diagnose COVID-19 krankgeschrieben. Aber nur einer von 1.000 Beschäftigten, die in anderen Berufen tätig waren. "Wir sind in der Endemie angekommen, aber aufgrund der globalen Entwicklung steigt das Risiko für Pandemien. Der Blick zurück kann uns dabei helfen, uns für die Zukunft zu wappnen. Dass wir die Pflege besonders im Blick haben müssen, ist eine Lehre, die wir aus der Corona-Pandemie ziehen sollten", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg. So seien die Maßnahmen zur Kontaktreduktion in den Pflegeheimen aufgrund der hohen Infektionszahlen wohl begründet gewesen. Gleichzeitig hätten die Pflegebedürftigen und deren Familien aber unter der Isolation gelitten. „In Zukunft sollten die Heimbewohner und deren Angehörigen Informationsmöglichkeiten erhalten, damit sie zwischen dem Risiko einer Ansteckung, sozialer Teilhabe und der benötigten Pflege abwägen können."
Die einrichtungsbezogene Impfpflicht hat keine große Rolle gespielt
Ab April 2021 wurden die Beschäftigten in Pflegeheimen bevorzugt gegen das Coronavirus geimpft. "Die hohen Infektionszahlen hatten zu einem Aufnahmestopp und zu einer höheren Arbeitsbelastung in der Pflege geführt. Nach der priorisierten Impfung ist die Zahl der krankgeschriebenen Pflegekräfte deutlich zurückgegangen", so Plötze. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht habe bei der Bekämpfung der Pandemie aber keine große Rolle gespielt. Alle Personen, die in der ambulanten, voll- und teilstationären Pflege tätig waren, mussten bis zum 15. März 2022 einen Impfnachweis vorlegen. Anderenfalls konnte das Gesundheitsamt Bußgelder verhängen und ein Berufsverbot aussprechen. Laut Barmer-Pflegereport habe dieses Ultimatum die Impfbereitschaft unter den Beschäftigten aber nicht sonderlich erhöht. In Baden-Württemberg sank der Anteil der Ungeimpften in der Pflege von 5,2 Prozent im April 2022 auf 4,6 Prozent im Juli 2022. Bundesweit sei der Anteil der Ungeimpften im selben Zeitraum um 0,2 Prozentpunkte gesunken.
Für den Barmer-Pflegereport haben Wissenschaftler der Universität Bremen die anonymisierten Daten von Barmer-Versicherten in den Jahren 2020 bis 2022 ausgewertet. Davon lebten durchschnittlich 767.000 in Baden-Württemberg.