Letztes Jahr hat nur jeder 81. Patient aus Baden-Württemberg eine Amalgamfüllung in einem Seitenzahn erhalten. Weniger als in jedem anderen Bundesland. Das geht aus einer Auswertung für den Barmer-Zahnreport hervor.
"Ab dem 1. Januar darf Amalgam in der Europäischen Union nicht mehr für Zahnfüllungen verwendet werden. Wissenschaftler hatten gefordert, Amalgam im Einzelfall weiterhin nutzen zu dürfen. Weil auch alternative Füllstoffe Nachteile hätten. Unsere Auswertung zeigt aber, dass Amalgam in der Praxis schon jetzt kaum noch eine Rolle spielt", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg. In Baden-Württemberg würden laut Zahnreport nur noch 8,3 Prozent der Praxen Amalgam verwenden. Weniger als in jedem anderen Bundesland. Spitzenreiter sei Mecklenburg-Vorpommern. Dort hätten im letzten Jahr noch mehr als 48 Prozent der Praxen Amalgamfüllungen gelegt.
Amalgamverbot soll die Umwelt schützen
Amalgam ist ein kostengünstiges und sehr haltbares Material, das vor allem zum Füllen von Seitenzähnen verwendet wird. Diese ‚Plomben‘ können Jahrzehnte lang halten. In der westlichen Zahnmedizin wird Amalgam seit fast 200 Jahren verwendet. Dentalamalgam besteht meist zur Hälfte aus Quecksilber und zur anderen Hälfte aus Silber und anderen Metallen. Die EU begründet das Amalgamverbot mit der Gefahr für die Umwelt, das von dem enthaltenen Quecksilber ausgehe. Das Verbot betrifft nur neue Füllungen. Bestehende Amalgamfüllungen sollten nicht entfernt werden, denn erst dann werde das enthaltene Quecksilber freigesetzt. Ab Januar dürfen dann grundsätzlich nur noch Materialien wie Glasionomerzement oder Komposit verwendet werden. Füllungen aus Glasionomerzement sind zuzahlungsfrei, bei der Verwendung von Komposit müssen die Patientinnen und Patienten grundsätzlich einen Aufpreis bezahlen.
Hintergrund Barmer-Zahnreport
Seit dem Jahr 2021 müssen Amalgamfüllungen in den Abrechnungen der Zahnarztpraxen gekennzeichnet werden. Für den Barmer-Zahnreport wurden die zahnärztlichen Abrechnungsdaten vom 1. Januar 2021 bis zum 31. Dezember 2023 untersucht. Die Analyse bezieht sich dabei auf bundesweit 3.592.177 abgerechnete Seitenzahnfüllungen bei rund 1,7 Millionen Patientinnen und Patienten, die bei der Barmer versichert sind.