Stuttgart, 21. Februar 2024 – Tausende Krankenhausaufenthalte von baden-württembergischen Pflegebedürftigen ließen sich potenziell vermeiden. Zudem liegen Patientinnen und Patienten, die im Monat der Krankenhausaufnahme pflegebedürftig werden, länger in der Klinik als Personen, die bereits vorher pflegebedürftig waren oder die nicht pflegebedürftig sind. Das sind Erkenntnisse aus dem aktuellen Barmer-Pflegereport, der Zusammenhänge zwischen Pflegebedürftigkeit und Krankenhausaufenthalten untersucht hat.
Dem Pflegereport zufolge wurden in Baden-Württemberg zwischen den Jahren 2017 und 2022 monatlich im Schnitt rund 30.000 Pflegebedürftige und kurz vor der Pflegebedürftigkeit stehende Patientinnen und Patienten im Krankenhaus behandelt. Ein Teil dieser stationären Aufenthalte hätte durch eine vorausschauende und vernetzte Behandlung in einer Arztpraxis oder im Pflegeheim vermieden werden können. Solche vermeidbaren Fälle heißen in Fachkreisen ambulant-sensitive (ASK) und Pflegeheim-sensitive Fälle (PSK). Im Schnitt hätten in Baden-Württemberg im Jahr 2022 monatlich rund 8.500 ASK und 10.600 PSK potenziell vermieden werden können. Gründe für den vermeidbaren Klinikaufenthalt waren zum Beispiel eine Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus Typ 2, mit rund 1.600 beziehungsweise 400 Behandlungsfällen monatlich. "Wir brauchen eine effiziente, sektorenübergreifende Versorgungsstruktur und gut ausgebildete Pflegekräfte mit mehr Kompetenzen, um diese Fehlversorgung zu vermeiden. Denn überflüssige und unnötig lange Krankenhausaufenthalte belasten alle: die Kliniken, die Krankenkassen und vor allem die Pflegebedürftigen und auch deren Angehörigen", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg.
Unnötig lange Klinikaufenthalte
In Baden-Württemberg lagen nicht Pflegebedürftige laut BARMER-Pflegereport im Schnitt acht Tage in der Klinik. Wer vorher schon pflegebedürftig war, wurde nach elf Tagen entlassen. Bei inzident Pflegebedürftigen, also jenen, die im Monat der Krankenhausaufnahme pflegebedürftig wurden, dauerte der stationäre Aufenthalt 13 Tage. Zum Teil werde die längere Behandlungszeit durch das Alter und den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten verursacht. "Bei den inzident Pflegebedürftigen zieht sich die Entlassung auch deshalb hin, weil erst die Versorgung nach dem Krankenhausaufenthalt organisiert werden muss", so Plötze.
Kurzzeitpflege in Baden-Württemberg ausbauen
Die Kurzzeitpflege spiele dabei eine wichtige Rolle. Doch während die Zahl der Pflegebedürftigen ständig steige, stagniere die Zahl der Kurzzeitpflegeplätze in Baden-Württemberg seit vielen Jahren. Und laut einer Prognose des IGES Instituts benötigt Baden-Württemberg bis zum Jahr 2035 2.445 zusätzliche Kurzzeitpflegeplätze. Plötze appelliert an das Land, die Kurzzeitpflege im Rahmen der Pflegestrukturplanung auszubauen. Zudem müsse das Entlassmanagement in den Kliniken optimiert werden. So könne eine landesweite Plattform, die freie Kurzzeit- und Dauerpflegeplätze aufliste, die Sozialdienste der Krankenhäuser entlasten. In Nordrhein-Westfalen gebe es eine solche Plattform bereits.
Für den Barmer-Pflegereport wurden in den Jahren 2017 bis 2022 die anonymisierten Daten von durchschnittlich etwa 770.000 bis 780.000 baden-württembergischen Barmer-Versicherten pro Monat berücksichtigt. Die Zahl der berücksichtigten Pflegebedürftigen ist von knapp 34.000 im Jahr 2017 auf fast 51.000 im Jahr 2022 gestiegen.