Ostalbkreis führt Pflegekonferenzen und Bedarfsplan ein
Aalen/Stuttgart, 10. Juni 2021 – Im Ostalbkreis werden Pflegekonferenzen eingeführt. In diesen Gremien vernetzen sich alle lokalen Akteure im Umfeld der häuslichen und stationären Pflege. "Mit unserer Pflegekonferenz wollen wir die Pflege- und Unterstützungsstrukturen gemeinsam weiterentwickeln", so Dr. Joachim Bläse, Landrat des Ostalbkreises, in einer heutigen gemeinsamen Pressekonferenz von Landratsamt und Barmer. Die Barmer ist ebenfalls in den Pflegekonferenzen vertreten. Sie bringt sich mit ihrer Expertise ein und informiert über die Leistungen der Pflegekasse. „Die Pflege hat bei der Barmer einen hohen Stellenwert. In unserem Zentrum für Versorgungsmanagement in Schwäbisch Gmünd beschäftigen wir mehr als 100 Pflegeberater, die bei der optimalen Gestaltung der häuslichen Pflege helfen", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg. Die Pflegekonferenzen seien ein wichtiger Schritt, um der steigenden Zahl an Pflegebedürftigen und den veränderten Familienstrukturen zu begegnen. Die Auftaktveranstaltungen zu den Pflegekonferenzen fanden bereits im April statt. In Kürze starten die regionalen Workshops. Das Land unterstützt die Pflegekonferenzen im Ostalbkreis mit bis zu 120.000 Euro.
Pflegebedarfsplanung soll die Versorgung optimieren
Um den aktuellen und den perspektivischen Bedarf in der Pflege genau abbilden zu können, will Landrat Dr. Joachim Bläse eine Pflegebedarfsplanung einführen. "Wir wollen ermitteln, wie sich die Zahl der Pflegebedürftigen im Ostalbkreis entwickeln wird und welche Angebote es in der stationären und ambulanten Pflege gibt. Darauf basierend können wir einen passgenauen Bedarf planen und in den Pflegekonferenzen klären, wie wir den Angebotsmix realisieren können." Pflegebedarfspläne sind für die Kommunen nicht verpflichtend. Barmer-Chef Plötze begrüßt das Vorhaben des Landrats. "In einer Region mangelt es vielleicht an Kurzzeitpflegeplätzen, woanders an betreuten Wohngemeinschaften. Eine Pflegebedarfsplanung kann das sichtbar machen. Sie ist in meinen Augen essenziell, weil wir uns Angebotslücken in der Pflege genauso wenig leisten können wie eine Versorgung nach dem Gießkannenprinzip, die am tatsächlichen Bedarf vorbeigeht."
Pflege kann krank machen
Pflegende Angehörige sind laut einer Hochrechnung der Barmer öfters krank. So würden im Ostalbkreis 57 Prozent der Hauptpflegepersonen unter Rückenschmerzen leiden, 26 Prozent hätten eine Depression. Von denjenigen, die niemanden pflegen, seien dagegen 50 Prozent (Rückenschmerzen) beziehungsweise 23 Prozent (Depression) betroffen. In der professionellen Pflege hinterlasse der Job gesundheitliche Spuren. Pflegekräfte seien öfters krankgeschrieben und würden häufiger frühverrentet als Beschäftigte in anderen Berufen. So seien im Ostalbkreis zwischen den Jahren 2016 und 2018 laut Barmer-Pflegereport durchschnittlich 7,3 Prozent der Krankenpflegehilfskräfte und 6,6 Prozent der Altenpflegehilfskräfte krankgeschrieben gewesen. In anderen Berufen lag der Krankenstand im Schnitt bei 4,5 Prozent. Zudem hielten viele Pflegekräfte nicht bis zur Rente durch. Der Anteil der Altenpflegehilfskräfte mit einer Erwerbsminderungsrente sei im Ostalbkreis mehr als doppelt so hoch wie in den sonstigen Berufen.