Stuttgart,11. März 2021 – Bei der Verordnung von Magensäureblockern ist nach den massiven Anstiegen über viele Jahre hinweg eine Trendwende erreicht. Im Jahr 2019 verordneten Ärztinnen und Ärzte 1,5 Millionen Frauen und Männern in Baden-Württemberg mindestens einmal sogenannte Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI), die vor allem gegen Sodbrennen, Magenentzündungen und -geschwüren helfen. Das sind zwar 162.000 Betroffene weniger als noch im Jahr 2016, aber immer noch 49 Prozent mehr als im Jahr 2006. Dies geht aus einer aktuellen Analyse der Barmer hervor. "In den letzten Jahren wurde kritisch über PPI und deren Nebenwirkungen debattiert. Das scheint Wirkung zu zeigen. Aber insgesamt werden immer noch zu viele Magensäureblocker verschrieben", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg. Zumal die langfristige Einnahme von PPI das Osteoporose-Risiko erhöhen sowie Nierenerkrankungen, Magnesiummangel und Darminfektionen fördern würden. Die hohen Verordnungsraten seien rein medizinisch oder demografisch nicht erklärbar. Bundesweit verschrieben Ärzte im Jahr 2019 laut Barmer 12,1 Millionen Bundesbürgern PPI.
Die Zahl der Patienten sinkt, die verordnete Dosis steigt
Laut Barmer ist die Zahl der ausgestellten Rezepte in Baden-Württemberg gesunken. Von 2,7 Verordnungen pro Kopf im Jahr 2006 auf 2,3 im Jahr 2019. Das entspricht einem Rückgang um gut 15 Prozent. Doch die verordnete Dosis hat sich im selben Zeitraum verdoppelt. "Offenbar bekommen heute verstärkt diejenigen Magensäureblocker verschrieben, die sie dringend benötigen. Dabei kann es sich zum Beispiel um Menschen mit langwierigen oder chronischen Erkrankungen handeln, denen pro Rezept eine größere Menge an Magensäureblockern verordnet wird", sagt Plötze. Das könne zu einer Zunahme der verordneten Dosis pro Patientin oder Patient führen, weil der Bedarf für kurzdauernde oder niedrig dosierte PPI verstärkt durch die rezeptfreien Varianten abgedeckt würde.
Magensäureblocker können abhängig machen
Dass Magensäureblocker in geringer Dosierung auch rezeptfrei erhältlich sind, sei nicht unkritisch zu sehen. Denn PPI können abhängig machen. Deshalb sollten sie nur bei akuten Beschwerden über einen kurzen Zeitraum und nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden. "Wer zu lange Magensäureblocker schluckt, kann in einen Teufelskreis geraten, weil sich der Körper an die Medikamente gewöhnt", sagt Plötze. Würden die PPI abgesetzt, dann könne es zu Magenschmerzen oder Sodbrennen aufgrund einer vermehrten Magensäureproduktion kommen. Und dann würden die Betroffenen wieder zu PPI greifen.