Stuttgart, 9. Dezember 2020 – Jeder fünfte Jugendliche in Deutschland zwischen 14 und 17 Jahren hat Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht. Besonders Mädchen berichten davon, als Betroffene oder Zeugin. Zu diesem Ergebnis kommt die SINUS-Jugendstudie 2020, an der die Barmer als Partner beteiligt ist. Cybermobbing beeinträchtige gravierend den Alltag und führe bei einigen Betroffenen zu Depressionen und Suchtverhalten. Es sei ein wesentlicher Grund dafür, warum viele Jugendliche Social Media außerhalb der privaten Gruppen nur noch passiv nutzten, da verletzende Kommentare inzwischen fast an der Tagesordnung seien.
Verhaltensänderungen können ein Anzeichen für Cybermobbing sein
Mit einer Online-Kampagne macht die Barmer in den sozialen Netzwerken und auf ihrer Internetseite auf Cybermobbing und Hass im Netz aufmerksam. Neben Erfahrungsberichten von Betroffenen und Tipps gegen Mobbing kooperiert die Krankenkasse mit dem bundesweiten Online-Hilfsangebot krisenchat.de, das Krisenberatung für Kinder und Jugendliche per SMS oder WhatsApp umfasst.
"Cybermobbing findet oft für Eltern unsichtbar am PC oder auf dem Handy statt. Sie sollten auf Verhaltensänderungen achten: Ist das Kind müde, appetitlos oder zieht sich zurück? Dann ist es Zeit, näher hinzuschauen. Körperliche Probleme sollten Eltern ernst nehmen und nach Ursachen forschen", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg. Von körperlichen Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Schlafstörungen bis hin zu Depressionen sei die Bandbreite möglicher Folgen sehr groß.
Beratungsangebot in Kooperation mit krisenchat.de
Die Barmer will junge Menschen und ihre Eltern auf die Gefahren von Cybermobbing aufmerksam machen und zeigen, was sie dagegen unternehmen können. Sie kooperiert mit krisenchat.de, die Kindern und Jugendlichen kostenlose Beratung in Notsituationen anbieten, rund um die Uhr per SMS oder WhatsApp, ohne Anmeldung und Registrierung. Geschulte ehrenamtliche Krisenberater aus Psychotherapie, Psychologie, Sozialpädagogik oder soziale Arbeit antworten innerhalb einer Minute.
Was tun bei Cybermobbing: 10 Tipps für Jugendliche
- Habe gesundes Misstrauen gegenüber Fremden und falschen Freunden.
- Ruhe bewahren und keine Selbstzweifel aufkommen lassen. Denn: Du bist okay, so wie Du bist!
- Nicht reagieren. Auch wenn es schwerfällt: Die Täter warten wahrscheinlich nur darauf, Deine Reaktion als Aufhänger für den nächsten Angriff zu nutzen.
- Hol Dir Hilfe und rede darüber. Wende Dich an Deine Eltern, Lehrer oder andere erwachsene Personen, denen Du vertraust, oder an eine offizielle Hilfseinrichtung.
- Dokumentiere die Angriffe. Sichere Kopien von Attacken, die Du erlebst. Das hilft später bei der Aufklärung des Falles.
- Sperre die Täterin oder den Täter oder/und melde sie oder ihn beim jeweiligen Social-Media-Anbieter.
- Lass die Inhalte vom Social-Media-Anbieter (Impressum!) löschen, soweit dies möglich ist.
- Kenne Deine Rechte. Niemand darf Dich – weder online noch offline – verletzen und beleidigen und auch nicht unerlaubt Fotos oder Videos von Dir veröffentlichen.
- In schlimmen Fällen: Wende Dich an die Polizei, erstatte Anzeige.
- Hilf betroffenen Freunden: Wer Cybermobbing erlebt, braucht jemanden, der zu ihm hält.