Stuttgart, 13. November 2020 – In Baden-Württemberg leiden immer mehr Menschen unter Diabetes Typ 1 und 2. Das geht aus dem aktuellen Diabetes-Atlas der Barmer hervor. Während im Jahr 2014 rund 8 Prozent der Baden-Württemberger und Baden-Württembergerinnen die Zuckerkrankheit hatten, waren es im Jahr 2019 8,2 Prozent. In absoluten Zahlen ist das ein Zuwachs um etwa 52.900 Personen auf rund 910.000 Diabetiker und Diabetikerinnen. Bundesweit stieg die Zahl der Zuckerkranken im selben Zeitraum um 777.000 Personen auf 7,66 Millionen Betroffene.
"Dieser Anstieg ist besorgniserregend, denn Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die ernsthafte Organschäden verursachen kann. Dabei ließe sich zumindest Diabetes Typ 2 durch einen gesunden Lebensstil vorbeugen", sagt der baden-württembergische Landesgeschäftsführer der Barmer, Winfried Plötze, anlässlich des Welt-Diabetes-Tages am 14. November. Laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft sind 95 Prozent der Betroffenen Typ-2-Diabetiker. Jährlich würden in Deutschland etwa 50.000 Beine, Füße oder Zehen aufgrund eines Diabetes amputiert, 2.000 Zuckerkranke würden erblinden. Zudem sei ein Diabetes der häufigste Grund dafür, dass Menschen zur Dialyse müssen. Plötze: "Um diese Entwicklung zu stoppen, müssen wir schon bei den Kindern ansetzen. Das Thema gesunde Ernährung sollte verbindlich in den Schulplänen verankert werden. Ich halte auch verpflichtende Standards für eine gesunde Kita- und Schulverpflegung für sinnvoll."
Demographischer Wandel nur zum Teil Ursache für den Anstieg
Die Barmer hat auch ermittelt, inwiefern sich die Entwicklung der Fallzahlen auf die Alterung der Bevölkerung zurückführen lässt. In Baden-Württemberg ist der demografische Wandel zu 37 Prozent für den Anstieg verantwortlich. In Hamburg dagegen lassen sich nur zwölf, in Sachsen 89 Prozent durch das Altern der Gesellschaft erklären. "Um die Ursachen für diese Unterschiede zu ermitteln, wären regionale Untersuchungen notwendig. Klar ist aber, dass auch immer mehr jüngere Menschen an Diabetes erkranken", so Plötze.
Diabetes vor allem im Osten der Republik
Wie aus der Analyse weiter hervorgeht, tritt Diabetes mellitus verstärkt in den ostdeutschen Bundesländern auf. Die höchste Anzahl an Diabetikerinnen und Diabetiker gab es im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt mit 11,7 Prozent, Sachsen (11,5 Prozent) und Brandenburg (11,3 Prozent). Dagegen diagnostizierten die Ärztinnen und Ärzte nur bei 7,9 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Schleswig-Holsteins die Zuckerkrankheit. Dieser Unterschied zeigt sich auch auf der Kreisebene. So waren im Landkreis Potsdam-Mittelmark 13,2 Prozent der Bevölkerung betroffen. In Freiburg und im Bodenseekreis dagegen nur 5,6 beziehungsweise 5,5 Prozent.