Stuttgart, 4. August 2017 - Immer mehr Erwachsene müssen wegen einer Depression zum Arzt, darunter immer mehr Männer. Das geht aus einer Analyse der Barmer hervor.
Demnach waren im Jahr 2015 in Baden-Württemberg 291.000 Männer wegen einer depressiven Episode beim Arzt, 10 Prozent mehr als noch im Jahr 2012. Bei den Frauen stieg die Zahl der Betroffenen im selben Zeitraum um 5 Prozent auf 479.300. „Vor allem Männer sollten aus falscher Scham nicht im Stillen leiden. Eine Depression ist eine Krankheit, die unbehandelt im schlimmsten Fall tödlich enden kann“, sagt Barmer Landesgeschäftsführer Winfried Plötze. So begingen in Deutschland im Jahr 2015 rund 10.000 Personen Suizid, darunter etwa dreimal so viele Männer wie Frauen.
Regionale Unterschiede sind rein medizinisch nicht erklärbar
Wie aus der Analyse der Barmer hervorgeht leiden in keinem anderen Bundesland mehr Menschen zwischen 40 und 64 Jahren an einer Depression als in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg. Die Analyse zeigt außerdem deutliche regionale Unterschiede bei der Häufigkeit der Diagnose „depressive Episode“. Während Mediziner in Baden-Württemberg bei 25 Prozent der Barmer-versicherten Frauen und 15 Prozent der Männer eine Depression diagnostizierten, waren es in Hamburg und Berlin 29 Prozent (Frauen) und 16 Prozent (Männer). Rein medizinisch seien die Unterschiede nicht erklärbar. Plötze: „Möglicherweise werden dort mehr Fälle diagnostiziert, wo es mehr Ärzte, Psychotherapeuten und Psychologen gibt.“ So entfallen in der KV-Region Hamburg laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung auf 100.000 Einwohner rund 284 Ärzte und Psychotherapeuten, in Berlin 273, in Baden-Württemberg etwa 200.
Geschlechterunterschied bei Depressionen
Laut Barmer waren im Jahr 2015 bundesweit 3,7 Millionen Frauen und 2,1 Millionen Männer depressiv. Frauen sind nicht nur öfter betroffen, auch die Symptome sind anders. Depressive Frauen klagen über Schlafstörungen und Appetitverlust, bei Männern kommt es verstärkt zu Unruhe, Aggressivität und Feindseligkeit. Frauen fühlen sich stärker belastet und suchen schneller nach Hilfe, sie vermuten familiäre oder gesundheitliche Probleme als Ursache. Männer geben eher berufliche Probleme als Grund ihrer Depression an.