Stuttgart (24.03.2016) Mit 73.000 Neuerkrankungen und 27.000 Todesfällen ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Ein Großteil des kolorektalen Karzinoms könnte durch konsequente Vorsorge verhindert werden. Ein anerkannter Test zur Früherkennung von Darmkrebs ist die Untersuchung auf nicht sichtbares Blut in der Stuhlprobe, allerdings lassen laut Barmer GEK Arztreport bundesweit nur fünf Prozent der anspruchsberechtigten Versicherten diesen Test durchführen. Damit mehr Menschen zur Vorsorgeuntersuchung gehen, testet die Krankenkasse ein individuelles Einladungsverfahren und parallel einen neuen Stuhltest, der zuverlässigere Ergebnisse liefern soll – beides mit positivem Resultat.
"Wir müssen die Versicherten besser für die Früherkennung mobilisieren", sagt der baden-württembergische Landesgeschäftsführer der Barmer GEK, Winfried Plötze, und schlägt ein persönliches Einladungswesen vor. Damit hat die Krankenkasse in Bayern bereits gute Erfahrungen gemacht. Durch ein altersspezifisches Anschreiben und einen überarbeiteten Informations-Flyer zum Thema Darmkrebs wurde die Inanspruchnahme der Vorsorgeuntersuchung innerhalb weniger Monate von durchschnittlich 11,9 auf 14,4 Prozent erhöht. Im letzten Jahr ging die Barmer GEK noch einen Schritt weiter. Seit Mai werden in Bayern Männer und Frauen individuell mit unterschiedlichen Briefen und Broschüren angeschrieben. "Das endgültige Ergebnis steht noch aus, es ist aber jetzt schon erkennbar, dass wir damit noch einmal deutlich mehr Männer dazu bewegt haben, zur Darmkrebsvorsorgeuntersuchung zugehen", weiß Plötze.
Stuhltest iFOBT erkennt doppelt so viele Krebserkrankungen
Tumore und Polypen haben leicht verletzbare Blutgefäße, sodass geringe Mengen Blut unmerklich in den Stuhl gelangen können. Dieses Blut weist der sogenannte Gujak-Test nach. Dabei wird aber auch Blut im Stuhl erkannt, dessen Ursache kein Tumor ist. Auch falsch-negative Ergebnisse sind möglich. In diesem Fall ist ein Tumor oder Polyp vorhanden, es wird aber kein Blut nachgewiesen. Das kann passieren, wenn das Karzinom oder der Polyp zum Zeitpunkt der Stuhlprobe nicht blutet. In Bayern erprobt die Barmer GEK deshalb einen immunologischem Stuhlbluttest (iFOBT). Dieser Test reagiert auf den Blutfarbstoff, das Hämoglobin. Plötze: "Der iFOBT-Test ist sensitiver, er erkennt doppelt so viele Krebserkrankungen und dreimal so viele Krebsvorstufen wie der Gujak-Test." Der Gemeinsame Bundesausschuss entscheidet im Lauf des Jahres, ob der immunologische Stuhltest Kassenleistung wird.
Hintergrundinformation
Gesetzlich Krankenversicherte können im Alter von 50 bis 54 Jahren einmal jährlich einen Test auf verstecktes Blut im Stuhl durchführen lassen. Ab 55 Jahren besteht Anspruch auf eine Darmspiegelung (Koloskopie). Bei dieser Untersuchung werden Polypen entfernt, aus denen sich ein Karzinom entwickeln könnte. Ist der Befund der Koloskopie unauffällig, wird sie nach zehn Jahren wiederholt. Alternativ zur Koloskopie können Versicherte ab 55 alle zwei Jahre den Stuhltest durchführen lassen. Für Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko weichen diese Angaben ab.
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