Stuttgart, 11. März 2019 – Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Cannabis-Gesetzes zieht die Barmer in Baden-Württemberg ein erstes Fazit. Insgesamt wurden von den seit März 2017 bis Dezember 2018 eingegangenen Anträgen auf die Kostenübernahme von medizinischem Cannabis und cannabishaltigen Arzneimitteln 74 Prozent bewilligt. Im Jahr 2017 gingen bei der Krankenkasse in Baden-Württemberg 263 Anträge ein, in rund 75 Prozent der Fälle traf die Barmer eine positive Entscheidung. Letztes Jahr wurden 73 Prozent der 480 Anträge auf medizinisches Cannabis bewilligt.
"Jeder Antrag wird individuell geprüft und die Kriterien für die Verordnung von Cannabis zu Kassenlasten sind sehr streng. Die Ablehnungsgründe sind aufgrund der spezifischen Krankheitsgeschichten der Versicherten sehr unterschiedlich", sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg, Winfried Plötze. So könne eine Kostenübernahme nicht erfolgen, wenn das cannabishaltige Medikament zur Behandlung einer bestimmten Erkrankung ungeeignet sei oder wirksamere, evidenzbasierte Therapien zur Verfügung stünden. Die Prüfkriterien, an die sich die Kasse halten muss, seien nicht ohne Grund auferlegt worden. "Cannabis kann dosisunabhängig starke Nebenwirkungen wie Halluzinationen, Panikattacken oder Psychosen hervorrufen und damit den Gesundheitszustand verschlechtern", ergänzt Plötze. Der medizinische Nutzen von Cannabis-Therapien ist noch ungeklärt. Zudem sind fehlende Nachweise zur Qualität, Sicherheit, Wirksamkeit und Anwendung, insbesondere bei Cannabisblüten, problematisch.
Vier Erkrankungen machen 88 Prozent der Verordnungen aus
34 Prozent der Cannabisverordnungen, die zwischen dem 10. März 2017 und Ende März 2018 bei der Barmer in Baden-Württemberg eingingen, stammen von Allgemeinmedizinern. 41 Prozent wurden von Neurologen, von Hausärzten mit dem Schwerpunkt Innere Medizin sowie von Ärzten für Nervenheilkunde, Neurologie und Psychiatern ausgestellt. Etwa 88 Prozent der Anträge wurden bei der Barmer Baden-Württemberg zur Behandlung von Schmerzen (55 Prozent), Multipler Sklerose (22 Prozent), Krebs (6 Prozent) und Depressionen (5 Prozent) gestellt.