Stuttgart, 8. Februar 2022 – Im ersten Jahr der Coronapandemie gab es in Baden-Württemberg mehr Krankenhausinfektionen. Und das trotz geringerer Behandlungszahlen und verschärfter Hygienevorschriften in den Kliniken. Zu diesem Ergebnis kommt der Barmer-Krankenhausreport. Demnach hat es im Jahr 2020 in Baden-Württemberg 5.100 zusätzliche Infizierte und 195 weitere Todesfälle aufgrund einer Krankenhausinfektion gegeben. "Offenbar sind Krankenhausinfektionen ein unerwünschter Begleiteffekt der Pandemie. Unsere Zahlen zeigen einmal mehr, wie wichtig die strikte Einhaltung von Hygienerichtlinien in den Kliniken ist", sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg, Winfried Plötze. Mit der Studie wolle man keinesfalls Kritik am Klinikpersonal üben. Sie alle würden seit dem Beginn der Pandemie Enormes leisten. Aber die Akzeptanz und die Arbeit von Hygienefachkräften müsse gestärkt und die Einhaltung der Hygienerichtlinien stärker als bisher unangekündigt überprüft und das Ergebnis veröffentlicht werden. Denn schätzungsweise jede dritte Infektion könne durch bessere Hygiene vermieden werden. "Hier ist die Politik gefragt. Der Öffentliche Gesundheitsdienst muss personell gestärkt werden, damit er diese Kontrollen überhaupt durchführen kann."
Hohe Arbeitsbelastung und Mangel an Schutzausrüstung
Nosokomiale Infektionen, so der medizinische Fachbegriff für Krankenhausinfektionen, stünden in direktem Zusammenhang mit dem Aufenthalt in einer medizinischen Einrichtung. Laut Barmer-Krankenhausreport können mehrere Faktoren zu einem Anstieg der Infektionszahlen geführt haben. Während der ersten Welle hätten vor allem ältere Menschen auf den Stationen gelegen, die deutlich anfälliger für Infektionen seien. Hinzu komme die hohe Arbeitsbelastung für das Klinikpersonal, dem es mitunter auch an Schutzausrüstung mangelte. Geschätzt erkrankten in Deutschland jedes Jahr zwischen 400.000 und 600.000 Patientinnen und Patienten an einer nosokomialen Infektion. Bis zu 15.000 würden daran versterben. Die durch Krankenhausinfektionen verursachten zusätzlichen Kosten würden auf 1,5 Milliarden Euro jährlich beziffert.