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Keuchhusten (Pertussis): Übertragung, Symptome, Behandlung und Impfung

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unter 8 Minuten

Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Keuchhusten, medizinisch Pertussis genannt, wird von Bakterien namens Bordetella pertussis verursacht. Er ist hoch ansteckend und gehört entsprechend weltweit zu den häufigsten Infektionen der Atemwege. Obwohl Keuchhusten mit zu den klassischen Kinderkrankheiten zählt, sind zunehmend auch Erwachsene davon betroffen. Der einzige wirksame Schutz gegen diese langwierige Erkrankung besteht in einer Impfung. Die Barmer bietet Erwachsenen alle zehn Jahre Auffrischimpfungen gegen Keuchhusten als Satzungsleistung an.

Ein Mann hustet in seine Armbeuge

Keuchhusten ist sehr ansteckend und kann besonders bei Kindern und älteren Menschen schwer verlaufen.

Der Erreger des Keuchhustens vermehrt sich auf den Schleimhäuten der Atemwege. Er bildet Giftstoffe, sogenannte Toxine, welche die Schleimhäute der Luftwege zerstören. Auch das umliegende Gewebe wird von den Giften geschädigt und die Abwehrkräfte massiv geschwächt.

Neugeborene und Säuglinge sind bei einer Ansteckung besonders gefährdet, denn schwere Komplikationen treten überwiegend bei Patienten auf, die im ersten Lebensjahr an Pertussis erkranken. So kann es bei heftigen Hustenanfällen zu lebensbedrohlicher Atemnot kommen. Möglich durch den Husten sind auch Leisten- oder Rippenbrüche.

Bordetella pertussis wurde übrigens nach seinem Entdecker Jules Bordet (1870 – 1961), einem belgischen Bakteriologen, benannt.

Wie häufig treten Keuchhusten-Erkrankungen auf?

Zwei Drittel aller Pertussis-Fälle treten laut Robert Koch-Institut inzwischen bei Menschen über 19 Jahren auf; durchschnittlich sind die Erkrankten zwischen 35 und 42 Jahre alt. Da die Mehrheit der Kinder in Deutschland gegen Keuchhusten geimpft ist, trifft die Krankheit zunehmend nicht ausreichend geschützte Jugendliche und Erwachsene.

Insgesamt ist die Zahl der Pertussis-Erkrankten seit Einführung der bundesweiten Meldepflicht im Jahr 2013 gestiegen. Wissenschaftler vermuten, dass die Zunahme mit der besseren Erfassung, aber auch mit einer Erkrankungswelle zusammenzuhängen könnte. Welche Ursachen diese jedoch hat, ist unklar.

Wie erfolgt die Ansteckung?

Der Erreger befindet sich im Speichel und wird von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen – also durch Tröpfchen beim Niesen, Husten, Küssen oder bei Benutzung desselben Geschirrs.

Keuchhusten ist hoch ansteckend

Keuchhusten-Bakterien sind hochansteckend: Von 100 (nicht geimpften) Angesteckten erkranken 80 bis 90 Personen. Andere Menschen sind schnell infiziert, denn selbst in einem Abstand von einem Meter kann man sich von seinem hustenden Gegenüber noch mit Keuchhusten anstecken. Eine Ansteckung ist schon mit den ersten Symptomen möglich und kann bis zu einem Zeitraum von fünf Wochen erfolgen.

Die Erreger können vorübergehend auch einen gesunden Menschen mit Impfschutz besiedeln. Der Geimpfte erkrankt dann zwar selber nicht, er kann die Bakterien aber trotzdem an andere weitergeben.

Infektionskette mit Antibiotika durchbrechen
Die Ansteckungsgefahr ist im ersten Stadium der Erkrankung, der Erkältungsphase, am höchsten. Nach Beginn der Hustenattacken im zweiten Stadium bleibt der Erkrankte noch für etwa drei weitere Wochen hoch ansteckend.
Werden Antibiotika eingenommen, verkürzt sich die Ansteckungsfähigkeit nach Beginn der Therapie auf etwa fünf Tage. Antibiotika sind daher wichtig, um die Infektionskette zu unterbrechen.

Symptome von Keuchhusten

Bei Erwachsenen verläuft Keuchhusten meist leicht und verursacht unspezifische Beschwerden, die einer Erkältung ähneln. Deshalb bleibt die Erkrankung über längere Zeit hinweg oft unerkannt. Vor diesem Hintergrund sind erwachsene Patienten eine ernst zu nehmende Infektionsquelle, die besonders Kinder und ältere Menschen gefährdet: Bei ihnen kann es durch Keuchhusten zu lebensbedrohlichen Zuständen und Komplikationen kommen.

Krankheitsverlauf bei Kindern mit Pertussis

Bei Kindern verläuft Keuchhusten typischerweise in drei Phasen.

Stadium catarrhale (Erkältungsphase): Eine bis gute zwei Wochen nach der Ansteckung kommt es zunächst zu untypischen Krankheitszeichen, die eher einer einfachen Erkältung ähneln (etwa Schnupfen, gelegentlich leichter, trockener Husten und Heiserkeit). Mitunter addieren sich leichtes Fieber und gerötete Bindehäute zu den Symptomen. Diese erste Krankheitsphase dauert in der Regel eine bis zwei Wochen an. Die Betroffenen sind jedoch schon jetzt hochansteckend für andere.

Stadium convulsivum (Anfallphase): Nun folgt die zweite Phase, die vier bis sechs Wochen andauert. Jetzt kommt es zum charakteristischen keuchenden Husten, der durch wiederholte krampfartige Hustenanfälle charakterisiert ist: Innerhalb eines Tages muss mit bis zu 50 Keuchhustenanfällen gerechnet werden. Der oft minutenlange, stakkatoartige Hustenanfall mit herausgestreckter Zunge endet mit einem juchzenden Geräusch beim Einatmen.

Dieses wird durch einen Krampf des Kehlkopfes, bedingt durch das starke Husten, verursacht. Nachts kommt es häufiger zu den Anfällen als tagsüber. Die Hustenattacken können durch körperliche Anstrengung oder psychische Belastungen ausgelöst oder verstärkt werden. Die extremen Hustenanfälle können bis hin zu Atemnot führen. Oft folgt einem Keuchhustenanfall auch direkt Erbrechen oder es wird zäher Schleim herausgewürgt.

Stadium decrementi (Erholungsphase): In der dritten Phase nehmen die Hustenattacken allmählich ab. Doch auch dieses Stadium dauert sechs bis zehn Wochen an. Bis zum Ausheilen der Krankheit kann durchaus ein Vierteljahr vergehen. Kalte Luft, Zigarettenrauch oder körperliche Anstrengung können danach noch monatelang Reizhusten auslösen.

Krankheitsverlauf bei Säuglingen mit Keuchhusten

Bei an Keuchhusten erkrankten Säuglingen stehen Atemaussetzer, sogenannte Apnoen, im Vordergrund der Symptome. Diese Atemaussetzer erfordern eine sofortige Intensivtherapie im Krankenhaus. Aufgrund der Atemnot kann sich die Haut des betroffenen Säuglings mitunter teilweise bläulich verfärben; dies wird medizinisch als Zyanose bezeichnet.

Sehr junge, ungeimpfte Säuglinge unter sechs Monaten, zu früh Geborene sowie Babys von sehr jungen Müttern haben ein besonders hohes Risiko für schwere Pertussis-Verläufe.

Lebensgefahr bei Säuglingen 
Für Säuglinge ist Keuchhusten lebensbedrohlich. Sie besitzen noch keinen ausreichenden Nestschutz, da die Antikörper gegen die Pertussis-Bakterien während der Schwangerschaft nicht von der Mutter auf das Ungeborene übertragen werden.

Krankheitsverlauf bei Jugendlichen und Erwachsenen

Bei älteren Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Patienten fehlen die für Kinder typischen Symptome meist ebenso. Ihr Husten ist langanhaltend, aber weniger heftig. Bei etwa 99 Prozent der Betroffenen ist der Husten krampfartig. 65 Prozent leiden nach dem Hustenanfall unter Atemnot, 65 Prozent unter Erbrechen und bei 69 Prozent tritt das für Pertussis typische Keuchen auf.

Welche Folgeerkrankungen können bei Keuchhusten auftreten?

Etwa 70 Prozent der Patienten im Kindesalter durchleben einen normalen und zehn Prozent einen sehr schweren Verlauf des Keuchhustens. Das gilt insbesondere für Kinder mit Grunderkrankungen der Atemwege, wie zum Beispiel Asthma bronchiale.

Bei den heftigen Hustenanfällen können durch den enormen Druck im Kopf die kleinen Blutgefäße unter dem Augenweiß platzen. Bisweilen kommt es auch zu Nasenbluten oder sogar zu Leisten- bzw. Rippenbrüchen.

Komplikationen meist im ersten Lebensjahr

Wie erwähnt ist Keuchhusten für Säuglinge am gefährlichsten. Die häufigsten Komplikationen in diesem Alter sind Lungen- und Mittelohrentzündungen. Eine äußerst kritische Folge ist eine Gehirnentzündung, die so genannte Keuchhusten-Enzephalopathie.

Diese geht mit Krämpfen und oftmals auch Bewusstlosigkeit einher. Die Gehirnentzündung kann bleibende Lähmungen, Seh-, Hör- oder geistige Störungen verursachen.

Wie wird Keuchhusten diagnostiziert?

Die Diagnose erfolgt zumeist anhand der geschilderten typischen Symptome. Zur endgültigen Absicherung sind jedoch noch weitere Untersuchungen erforderlich. Dazu gehört ein Abstrich aus dem hinteren Nasen-Rachen-Raum, der möglichst im ersten oder zu Beginn des zweiten Stadiums der Erkrankung genommen wird. Dieser kann das Pertussis-Bakterium direkt nachweisen. Allerdings reagiert der Erreger sehr empfindlich auf kühle und trockene Umgebung, so dass diese Untersuchung nicht immer vollkommen zuverlässig ist.

Aus diesem Grund wird auch immer noch das Blut auf ein erhöhtes Vorkommen von weißen Blutkörperchen untersucht. Sind diese vermehrt vorhanden, deutet das allgemein auf eine Infektion hin. Zudem wird das Blut auf Antikörper untersucht. Allerdings sind diese erst drei Wochen nach Erkrankungsbeginn nachweisbar. Können diese nachgewiesen werden, ist das ein Indiz für einen akuten oder früher durchgemachten Keuchhusten.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Es gibt keine Medikamente, mit denen Keuchhusten ursächlich behandelt werden kann. Die Therapie beschränkt sich deshalb auf die Gabe von Antibiotika. Diese können den Krankheitsverlauf etwas abmildern und verkürzen zudem die Zeit der Ansteckungsfähigkeit.

Säuglinge immer ins Krankenhaus

Säuglinge können noch nicht den sich bei Keuchhusten bildenden zähen Schleim aushusten. Insofern kann es zu Atemstillständen kommen, weshalb die ganz kleinen Patienten auch stets stationär behandelt werden müssen. Im Krankenhaus wird ihnen der Schleim abgesaugt, um Atemnot zu vermindern und die Erstickungsgefahr zu reduzieren. Oftmals bekommen die Säuglinge zudem stark entzündungshemmende Medikamente mit Kortison.

Viel Flüssigkeit

Unabhängig vom Alter sollten Pertussis-Patienten viel trinken. Die Nahrung sollte flüssig-breiig sein.

Wie kann ich mich gegen Keuchhusten schützen?

Der einzig wirksame Schutz vor Keuchhusten besteht in einer Impfung. Die Impfstoffe, die dabei zum Einsatz kommen, enthalten nur noch die für die Entwicklung eines wirksamen Immunschutzes wichtigen Bestandteile der Erreger. Sie werden biotechnologisch hergestellt und sind sehr gut verträglich.

Seit 1995 wird ein azellulärer Impfstoff verwendet. Dieser besteht nur aus Bruchstücken des Erregers. Die Verträglichkeit ist viel besser als bei den früher eingesetzten Ganzkeimimpfstoffen. Deren Anwendung war damals recht häufig von hohem Fieber und starken Krämpfen begleitet.

Wann und wie oft sollte man impfen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt die erste Impfung nach Vollendigung des zweiten Lebensmonats. Danach sollten zwei weitere Impfungen im Alter von vier und elf Monaten erfolgen. Frühgeborene Kinder sollen eine weitere Impfdosis mit drei Monaten bekommen. 

Im Alter von fünf bis sechs Jahren sollte eine Auffrischung mit einem Kombinationsimpfstoff stattfinden. Dieser Impfschutz ist in einem Alter von neun bis 16 Jahren ein weiteres Mal aufzufrischen. Kinder, die keine Impfung erhalten haben, können diese bis zum 18. Lebensjahr nachholen.

Erwachsene sollen des Weiteren einmalig gegen Keuchhusten geimpft werden, wenn die nächste Impfung gegen Tetanus und Diphtherie ansteht. Da es einen Kombinationsimpfstoff gibt, der gleichzeitig die Komponenten gegen Keuchhusten, Diphtherie und Tetanus enthält, muss nur einmal gepikst werden. Wenn die letzte Auffrischimpfung zehn Jahre zurückliegt, empfiehlt die STIKO eine erneute Auffrischimpfung für

  • Frauen im gebärfähigen Alter
  • Personen, die im selben Haushalt leben und Kontakt zu einem Neugeborenen haben
  • alle, die Neugeborene betreuen
  • sowie Personen, die im Gesundheitsdienst oder in einer Gemeinschaftseinrichtung arbeiten

Die Auffrischimpfung wirkt nicht lebenslang, Sie bietet einen Immunschutz von nur etwa zehn Jahren.

Vorsorge- und Impftermine organisieren mit Meine Barmer

Damit Sie gut geschützt sind, bietet die Barmer Erwachsenen alle zehn Jahre Auffrischimpfungen gegen Keuchhusten als Satzungsleistung an. Im Mitgliederbereich Meine Barmer haben Sie per App oder im Web alle Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen im Blick und lassen sich an anstehende Termine erinnern.

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In der Schwangerschaft gegen Keuchhusten impfen?

Der Gemeinsame Bundesausschuss ist der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) gefolgt und hat die Keuchhusten-Impfung während der Schwangerschaft Mitte Mai 2020 in den Leistungskatalog aufgenommen. Frauen, die bei der Barmer versichert sind, konnten sogar schon seit März 2020 von dieser Leistung profitieren.

Die STIKO empfiehlt die Impfung zu Beginn des 3. Schwangerschaftsdrittels, d.h. ab dem siebten Monat. Bei erhöhter Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt sollte die Impfung ins 2. Schwangerschaftsdrittel, d.h. ab dem vierten Monat, vorgezogen werden. Die Impfung soll unabhängig vom Abstand zu vorher verabreichten Keuchhusten-Impfungen und in jeder Schwangerschaft erfolgen.

Literatur

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